Nachricht 16. Juni 2025

Ein großer Tag, den Pastor Thorsten Niehus (Zweiter von rechts) nicht vergessen wird: Gemeinsam mit (von links) Superintendentin Kerstin Tiemann, Organist Martin Böcker und Regionalbischof Hans Christian Brandy feierte der Gottesmann im Oktober vergangenen Jahres die Wiederinbetriebnahme der rundum restaurierten Gloger-Orgel in St. Severi. Foto: Schoener

Natürlich die Gloger-Orgel. Die hat ihn immer wieder fasziniert. Und inspiriert zu so manch tiefgründigem Gotteswort. Mit den Predigten für seine Gemeinden – ob in Otterndorf, Osterbruch oder Neuenkirchen – ist es bald vorbei. Pastor Thorsten Niehus geht Ende Juni offiziell in Ruhestand. Nicht ganz freiwillig, aber die Gesundheit fordert ihren vorzeitigen Tribut.

Am ersten Adventssonntag 2012 hatte alles begonnen

„Da schwingt schon eine gewisse Traurigkeit in mir“, verrät Thorsten Niehus, als er vom morgendlichen Spaziergang mit seinem Hund Dani zurückkommt. „Ich bin Pastor mit großer Leidenschaft, bin gerne mit den Menschen zusammen und für sie da“, sagt er. Vor nunmehr 13 Jahren, am ersten Adventssonntag 2012, nahm der gebürtige Hannoveraner seinen Dienst in St. Severi auf. Binnen kurzer Zeit hatten der damals 51-Jährige und seine Frau Bettina Zersen, Diakonin ihres Zeichens, die Zelte im Kirchenkreis Gifhorn abgebrochen, wo sie seit 1993 gewirkt hatten.

Otterndorf war nun die neue Heimat. Sie sollte es sein – und wird es auch bleiben, wenn der Ruhestand Thorsten Niehus einen anderen Rhythmus vorgibt. „Ich bin hier sehr freundlich aufgenommen worden“, erinnert sich der Pastor, auch wenn die Kirchengemeinde zu beiden Seiten der Medemstadt anfangs noch recht zerstritten gewesen sei. „Gemeinsam mit Kollege Ludwig Feltrup haben wir die Dinge nach und nach in Ordnung gebracht und gut zusammengearbeitet“, sagt der hochgewachsene Gottesmann, dem vertrauensvolles Miteinander und gegenseitiges Verständnis immer am Herzen gelesen haben. „Hier ist mittlerweile ein lebendiges Gemeinwesen gewachsen.“

„Damals gab es noch viele Bewerber und nur wenige Stellen“

Und während an diesem Morgen frischer Kaffee in den Tassen dampft und Dani geduldig seine Beine umspielt, spricht Thorsten Niehus über Stationen auf einem erfüllten Lebensweg – vom Abitur in Garbsen, von seinen theologischen Studien in Göttingen, von der anschließenden Tätigkeit in unterschiedlichen Industriebetrieben während der Wartezeit aufs begehrte Vikariat. „Damals gab es deutschlandweit noch viele Bewerber und nur wenige Stellen“, sagt Niehus. Heute sei eher das Gegenteil der Fall. „Die Zeiten haben sich radikal verändert“, blickt er auf die angespannte personelle Situation, die auch den Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln vor wachsende Herausforderungen stellt.

„Ein fester Glauben ist ein wichtiges Fundament in unseren Tagen“

Nicht geändert hat sich indes die Leidenschaft, mit der Thorsten Niehus von Beginn an die Menschen – auch in Otterndorf – für die Wirkmächtigkeit des Glaubens und die frohe Botschaft Gottes begeistern wollte – ob nun in den Gottesdiensten, in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Chören und anderen Gemeindegruppen, ob nun in der Diakonie oder in der Seelsorge. „Ein fester Glauben in unseren zunehmend säkularisierten Tagen ist ein wichtiges Fundament“, sagt er.

Auch für die Flüchtlinge hat sich Pastor Niehus immer wieder eingesetzt – beispielsweise durch sein Engagement rund ums Übergangscamp im Stadtteil Müggendorf. Foto: Pixabay

Auch deshalb verfolgt Thorsten Niehus die gesellschaftlichen Entwicklungen der Gegenwart mit Aufmerksamkeit und wachsender Besorgnis. Die Diskussionen um die Zurückweisung von Migranten an den Grenzen beispielsweise lassen ihn nicht unberührt. „Wir können ja froh und dankbar sein, dass Jesus damals nicht an der Grenze zu Ägypten zurückgewiesen worden ist“, formuliert er bewusst zugespitzt.

Einsatz für Flüchtlinge, Aussiedler und sozial benachteiligte Gruppen

Die Arbeit mit Flüchtlingen, Aussiedlern und sozial benachteiligten Gruppen ist Niehus wichtig gewesen. Nicht nur in der Paulusgemeinde in Gifhorn oder in der Matthäusgemeinde Bremerhaven, wo er zuvor tätig gewesen war, sondern auch in Otterndorf. Dort engagierte sich Niehus beispielsweise im Jahr 2015 im Übergangscamp in Müggendorf für Menschen aus Syrien und feierte Gottesdienste, an denen auch Flüchtlinge teilgenommen haben. Dank Unterstützung der Landeskirche habe es damals sogar Mittel gegeben, wodurch sich engagierte Erzieherinnen um die Kinder von Migranten kümmern konnten.

„Es macht mich glücklich, wenn der christliche Gedanke zur Tat wird“

Unvergessen sind ebenso die spontanen Kleidersammlungen für Menschen in Not, beispielsweise durch das Rote Kreuz. „Es macht mich glücklich, wenn der christliche Gedanke zur Tat wird“, formuliert der 64-Jährige und zollt all jenen seinen Respekt, die sich unbeirrbar in den Kirchengemeinden entsprechend zur Verfügung stellen.

Die Kirche in Osterbruch ist Thorsten Niehus wichtig. Umso glücklicher zeigt er sich über die Sanierung der vielgestaltigen Decke im Gotteshaus. Foto: Schoener

Auch der Einsatz für die Gloger-Orgel und deren Restaurierung ist ein Markstein im beruflichen Wirken von Thorsten Niehus. „Wir verfügen hier in Otterndorf über ein wunderbares und einzigartiges Kircheninstrument, für das sich jeder Einsatz lohnt“, unterstreicht er das jahrelange, vereinte Bemühen um die Wiederherstellung des originalen Klangs – ideell und finanziell.

Gotteshaus in Osterbruch für die Zukunft gut gerüstet

Dass auch das Kirchengebäude von St. Petri in Osterbruch während seiner aktiven Zeit nicht links liegengeblieben ist, macht Niehus froh. Durch eine moderne Beleuchtung und eine sanierte Kirchendecke sei das kleine Gotteshaus für die Zukunft gut gerüstet.

Ein Herz und eine Seele: Thorsten Niehus verbringt viel Zeit mit Dani – ein quirliger Mischlingsrüde, der ihn auf Trab halten wird. Foto: Schoener

Ob er sich im Ruhestand noch für den einen oder anderen Gastdienst zur Verfügung stellen werde, macht Niehus zur Stunde nicht als Thema für sich aus. „Zunächst einmal wollen wir Freunde und Verwandte besuchen, die in ganz Deutschland leben“, sagt er, wohlwissend, dass manche Verbindung aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit der Auffrischung bedarf.
Natürlich wolle er ein Stück weit auch Abstand nehmen vom bisherigen Tun, gemeinsam mit seiner Frau auf Reisen reichlich Erholung suchen und neue Kraft schöpfen für das, was da noch kommen mag.

Über mangelnde Bewegung wird er sich nicht beklagen müssen

Und als ob Hund Dani dies gehört hätte, meldet sich der Rüde zu seinen Füßen mit lautstarkem Bellen zu Wort. Niehus blickt zu ihm herunter und schmunzelt: „Über mangelnde Bewegung werde ich mich jedenfalls nicht beklagen können.“

Andreas Schoener, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln

Lesen Sie auch die Ergänzung vom 23. Juni https://www.kk-ch.de/aktuelles/2025/22-06-2025

Mit Apfelkernen in den Ruhestand – Dank und Abschied für Pastor Niehus