Auf großflächigen Schautafeln wird das Leben und Wirken von Joachim Neander in der Otterndorfer St.-Severi-Kirche dargestellt. Foto: Schult
Namensgeber der Menschenart steht im Fokus
Ein musikalischer Festgottesdienst bildete den würdigen Rahmen zur Eröffnung der Ausstellung „Joachim Neander und die Neandertaler“ in der St.-Severi-Kirche. Sie ist noch bis zum Dienstag, 31. Juli, jeweils zu den Öffnungszeiten der Kirche zu sehen.
In der zweigeteilten Ausstellung wird zum einen das Leben und Wirken von Joachim Neander, dem Namensgeber der ausgestorbenen Verwandten des heutigen modernen Menschen, näher beleuchtet. Joachim Neander wurde 1650 in Bremen geboren und stammte aus einer Pastorenfamilie. Er studierte Theologie, übernahm im Alter von 24 Jahren die Leitung der Lateinschule in Düsseldorf und war dort auch als Hilfsprediger angestellt. Schnell zog er sich das Missfallen der Kirchenleitung zu, da er im Tal des Flusses Düssel in einer Höhle eine eigene Gebetsgemeinschaft gründete. Dort hat er auch komponiert und einige seiner Werke waren bahnbrechend in der reformierten wie auch der lutherischen Kirche. Der Choral „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ oder das bekannte Stück „Tut mir auf die schöne Pforte“ werden auch heute noch häufig in Gottesdiensten gesungen. Insgesamt sechs Lieder aus seiner Feder haben Einzug in das evangelische Gesangbuch gefunden.
Bezug zur Gegenwart
Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der ausgestorbenen Menschenart des Neandertalers. Vor 162 Jahren wurde ein Skelett dieses Menschen bei Steinbrucharbeiten im nach Joachim Neander benannten Tal gefunden. Diese Entdeckung sei eine Ursache gewesen, den wortwörtlichen Glauben an die biblische Schöpfungsgeschichte infrage zu stellen, führte Pastor Thorsten Niehus in seiner Predigt aus. Erst danach habe sich Charles Darwin getraut, seine wissenschaftliche Arbeit über die Entwicklung von Arten zu veröffentlichen. Mit einem Seitenhieb auf die aktuelle Flüchtlingsdebatte sagte Niehus: „Die Ursprünge der Neandertaler waren weit vor uns heutigen Menschen. Wir sind erst später in Afrika entstanden und auf der Strecke, die wir jetzt als Balkanroute kennen, nach Europa eingewandert. Wir können als sogenannte moderne Menschen nur froh sein, dass Populismus und Sicherung der Außengrenzen für die Neandertaler keine Option waren. Sie hatten ja auch, wie wir in der Ausstellung lernen können, mehr Hirn als der Homo sapiens.“ (ts)