Gottesdienst zur Ausstellungseröffnung „Weihnachtsflut 1717“ 

(gestaltet von Pastor Thorsten Niehus)

Orgelvorspiel

Begrüßung

„Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende“

 

Mit diesem Bibelwort Klagelieder Jeremias 3,22, das Pastor Henrici am 1. Januar 1718 seiner Predigt vorangestellt hat, begrüße ich alle ganz herzlich zu unserem Gottesdienst aus Anlass der Ausstellungseröffnung „Weihnachtsflut 1717“ in der St. Severi-Kirche. Wir befinden uns am höchsten Punkt der Altstadt, einer künstlichen Warft, die Wollhändler im 12. Jahrhundert aufgeschüttet haben, um aus Dankbarkeit dem Schutzheiligen der Wollweber, dem Heiligen Severus, eine Kirche zu bauen. Seit dieser Zeit, so auch bei der Weihnachtsflut 1717, sind die Menschen hierher vor dem nassen Grab geflohen. Der Altarraum war der höchste Punkt, an dem die Menschen am sichersten waren. Darum feiern wir auch an diesem Ort heute unseren Gottesdienst.

Wir gedenken der Flutopfer von vor 300 Jahren. Und wir werden die sogenannte Wasserpredigt von Pastor Henrici hören. Allerdings nur in Auszügen. Die Predigt ist im Original 85 Seiten lang. Und selbst meine Zusammenfassung ist mehr als doppelt so lang, wie eine Predigt, die ich zu halten pflege

Es braucht Konzentration und Geduld, dieser Predigt zuzuhören, Eigenschaften, die vor 300 Jahren offensichtlich ausgeprägter waren als heutzutage. Und es braucht ein wenig Vorwissen. Die Predigt wurde am 1. Januar, dem Neujahrstag gehalten, 8 Tage nach Christi Geburt. Traditionell wird an diesem Tag der Beschneidung des Juden Jesus von Nazareth gedacht. Und der Predigttext damals aus dem 5. Buch Mose handelt von der Beschneidung der Vorhaut des Herzens. Eine Vorstellungswelt, die uns fremd ist, aber der Treue zum biblischen Text geschuldet.

Man feierte damals gerade das 200. Reformationsjubiläum und Pastor Henrici war bemüht, jede seiner Aussagen mit Bibelstellen zu belegen, um zu beweisen, dass das, was er sagt, Gottes Wort und nicht kirchliche Eigenlehre ist. Diese Beweisführung macht es anstrengend der Predigt zu folgen.

Nach der Wasserpredigt nehmen wir in einer kurzen Predigt von mir und im Gebet auch die Gegenwart in den Blick. Denn als Christen haben wir nicht die Aufgabe, die Asche der Tradition zu bewahren, sondern uns am Feuer der Liebe Gottes zu erwärmen und dieses Feuer unter den Menschen zu verbreiten.

Herzlich einladen möchte ich am Ende des Gottesdienstes zur Kollekte für Flutopfer in Bangladesch, Nepal und dem Norden Indiens, die unter den Folgen eines katastrophalen Monsumregens im August dieses Jahres leiden. Eine Naturkatastrophe in einer der ärmsten Regionen unserer Erde, die ich, und ich vermute viele von uns nicht im Blick haben, obwohl 40 Millionen, halb so viele, wie Einwohner in Deutschland, davon betroffen sind.

Das war die Zeit, in der in Otterndorf über den gerade fertig gestellten Kreisel an der Medembrücke diskutiert wurde. Beschämende Luxusdebatten.

Ich wünsche uns einen gesegneten Gottesdienst VSHG.


Lied: Herr, wenn das Wasser uns bedroht
639

1 Herr, wenn das Wasser uns bedroht
und in Gefahr uns bringt und Not,
so bitten wir durch Jesus Christ,
dass du uns hilfst und gnädig bist.

2 Der Sturmwind saust und braust daher,
gewaltig tobt und schäumt das Meer.
Das Wasser steigt auf große Höh’
kommt auf uns zu bei voller See.

3 Gott, wenn nicht deine starke Hand
den Deich beschützt und unser Land,
nutzt nichts zu unsrer Sicherheit,
bricht alles, was uns Schutz verleiht.

4 So wehre du der Sturmgewalt,
gebiete ihr mit Macht ein Halt.
Bewahr uns vor dem nassen Grab
und wende alles Unglück ab.

5 Du selbst bist unser Damm und Deich.
Du birgst uns Arme in dein Reich.
Sei du den Menschen überall
in Sturm und Nöten Schutz und Wall.

6 Gedenke, Herr, an deinen Bund!
Lass über deinem Erdenrund,
wenn Flut und Wellenschlag vergehn,
den Regenbogen leuchtend stehn.

7 Wir stimmen dir den Lobpreis an,
dir, der vorm Tod erretten kann.
Erhöre uns, Christ Kyrie,
du Herr des Sturmes und der See.

Gebet

Lass uns mit Herzen, Mund und Händen, barmherziger Gott, Dein Wort verstehen, die Predigt von vor 300 Jahren und die heutige Botschaft von Deiner Liebe, auf dass wir Dir allein und nicht unseren Eigeninteressen nachfolgen. Amen.

Zusammenfassung der 85 Seiten langen „Wasserpredigt“ von Thorsten Niehus

Die geistliche Beschneidung der Vorhaut des Herzens – Nach der erschrecklichen Wasserfluth so am Christtage, den 25. Dezember Anno 1717 über das Land Hadeln und andere an der Elbe, Weser und Nordsee gelegene Marschländer ergangen in der Neujahrspredigt 1718 über das 5. Buch Mose Kapitel 10, V. 18 Zur Aufmunterung und Besserung vorgestellt und auf vieler Verlangen ausgefertigt von Martin Otto Henrici, Pastor Primus der Stadt und Gemeinde Otterndorf

Einleitung (S. 3)

„Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende“ (Klagelieder Jeremias 3,22)

Gott sandte in seinem Zorn zu Jeremias Zeit Plagen über Jerusalem, weil Jerusalem den Ruf zur Umkehr nicht gehört hat.

Gottes unendliche Barmherzigkeit begrenzt diesen Zorn, beinhaltet aber die Pflicht des Menschen vom falschen Lebenswandel umzukehren. Der Zorn Gottes hört auf, weil er nicht den Tod des (umkehrwilligen) Sünders will.

Vor 9 Wochen haben wir ein Jubelfest gehalten und Gott für den Anfang der Reformation vor 200 Jahren gepriesen. Nun hat sich, wie beim Propheten Amos beschrieben,  der Jubel in Klagen und unsere Freude in Heulen verwandelt.

Amos 8, 10:  Ich will eure Feiertage in Trauer und alle eure Lieder in Wehklagen verwandeln. Ich will über alle Lenden den Sack bringen und alle Köpfe kahl machen und will ein Trauern schaffen, wie man trauert über den einzigen Sohn, und es soll ein bitteres Ende nehmen.

(Gegen den Wucher der Reichen! THN. Amos 8, 4 Höret dies, die ihr die Armen unterdrückt und die Elenden im Lande zugrunde richtet 5 und sprecht: Wann will denn der Neumond ein Ende haben, dass wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, dass wir Korn feilhalten können und das Maß verringern und den Preis steigern und die Waage fälschen,6 damit wir die Armen um Geld und die Geringen um ein Paar Schuhe in unsere Gewalt bringen und Spreu für Korn verkaufen? 7 Der Herr hat bei sich, dem Stolz Jakobs, geschworen: Niemals werde ich diese ihre Taten vergessen!)

Wir begehen die Reformation äußerlich, aber vollenden sie nicht im Herzen: Es gibt kein Vertrauen auf Gottes Gnade, sondern auf menschliche Werke und pflegt schlechten Lebenswandel

Was in Jerusalem mit Feuer geschehen ist, das hat Gottes Gerechtigkeit gegen uns mit Wasser ausgeübt.

Unsere Kirchspiele sind mit Wasser überschwemmt, alles scheint wüst und was noch geborgen werden könnte, wird von Räubern und Dieben gestohlen. Was noch übrig ist, das Schloss und die halbe Stadt Otterndorf, Wanna z.T. ist wie Häuschen im Weinberg. Wenn Gott nicht ein wenig übrig gelassen hätte, wären wir wie Sodom und Gomorrha.

Aber die Güte des Herrn ist es, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende sondern sie ist alle Morgen neue und seine Treue ist groß: Darum haben wir dem Herrn zu danken, dass er freundlich ist und seien Güte ewiglich: weil er die Schleusen bei so vielen Deich- und Grundbrüchen so gnädiglich erhalten hat, denn sonst hätte es uns allen den Garaus gemacht.

Wir sind aber nicht weniger Sünder als die, die umgekommen sind, sondern wenn wir uns nicht bessern, werden wir alle umkommen. (Lukas 13,3)

Weisheit 5, 21, ff Gottes Endgericht gegen die Gottlosen: Die Geschosse der Blitze werden gut gezielt dahinfliegen und aus den Wolken wie von einem straff gespannten Bogen ins Ziel treffen. 22 [23]  Und durch Gottes Zorn, der Steine schleudert, wird Hagel auf sie herabstürzen. Die Wasser des Meeres werden wider sie wüten und die Ströme werden sie überfluten. 23 [24]  Der Geist göttlicher Kraft wird sich gegen sie erheben, und wie ein Wirbelwind wird er sie zerstreuen. [6 ,1] Unrecht wird die gesamte Erde verwüsten und Freveltat die Throne der Herrscher umstürzen.

Von der Beschneidung unseres Herzens Vorhaut (Zum Hintergrund. Die Predigt wird am Neujahrstag, dem Tag der Beschneidung Christi, gehalten. THN.)

  1. Der Antrieb oder die Beweggründe (S. 20)

Wir leben in einer Gnadenzeit zur „Beschneidung der Herzen“  5. Mose 10,16 ff: So beschneidet nun die Vorhaut eurer Herzen und seid hinfort nicht halsstarrig. 17 Denn der Herr, euer Gott, ist der Gott aller Götter und der Herr über alle Herren, der große Gott, der Mächtige und der Schreckliche, der die Person nicht ansieht und kein Geschenk nimmt 18 und schafft Recht den Waisen und Witwen und hat die Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gibt. 19 Darum sollt ihr auch die Fremdlinge lieben; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland.

Gottesfurcht tut Not! Die Herrlichkeit Gottes ist an der Natur zu erkennen: Regenbogen, Schnee Blitze Wolken, Wind, Regen, Eis Hitze, Wasser, Nebel, Meer, …
Kann sich jemand an Gottes Herrlichkeit satt sehen? Gott aber ist unendlich größer als seine Werke, die wir bewundern.

Die Segnungen Gottes (5. Mose 28, 3-6) sind in Otterndorf Wirklichkeit geworden:  3 Gesegnet wirst du sein in der Stadt, gesegnet wirst du sein auf dem Acker. 4 Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes, der Ertrag deines Ackers und die Jungtiere deines Viehs, deiner Rinder und deiner Schafe. 5 Gesegnet wird sein dein Korb und dein Backtrog. 6 Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang und gesegnet bei deinem Ausgang.

Nun ist aber auch wahr geworden, was folgt, wenn der Mensch nicht Gottes Gnade als Ursache anerkennt, sondern auf eigene Werke vertraut: 15 Wenn du aber nicht gehorchen wirst der Stimme des Herrn, deines Gottes, und wirst nicht halten und tun alle seine Gebote und Rechte, die ich dir heute gebiete, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen: 16 Verflucht wirst du sein in der Stadt, verflucht wirst du sein auf dem Acker. 17 Verflucht wird sein dein Korb und dein Backtrog. 18 Verflucht wird sein die Frucht deines Leibes, der Ertrag deines Ackers, das Jungvieh deiner Rinder und Schafe. 19 Verflucht wirst du sein bei deinem Eingang und verflucht bei deinem Ausgang. 20 Der Herr wird unter dich senden Unfrieden, Unruhe und Unglück in allem, was du unternimmst, bis du vertilgt bist und bald untergegangen bist um deines bösen Treibens willen, weil du mich verlassen hast.

„So beschneidet nun die Vorhaut eurer Herzen und seid hinfort nicht halsstarrig.“ (5. Mose, 10,16)

  1. Was ist die Vorhaut der Herzen? (S. 29)

Halsstarrigkeit ist Widerspenstigkeit gegen das Joch der Liebe, wie sich das Vieh gegen Joch und Geschirr sträubt.

Jesaja, 1, 2 Höret, ihr Himmel, und Erde, nimm zu Ohren, denn der Herr redet: Ich habe Kinder großgezogen und hochgebracht, und sie sind von mir abgefallen! 3 Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt’s nicht, und mein Volk versteht’s nicht.

Diese Halsstarrigkeit ist die Vorhaut der Herzen

Psalm 7, 12-14: 12 Gott ist ein gerechter Richter und ein Gott, der täglich strafen kann. 13 Kehrt einer nicht um und wetzt sein Schwert und spannt seinen Bogen und zielt, 14 so hat er sich selber tödliche Waffen gerüstet und feurige Pfeile bereitet.

Lasst uns eine Prüfung anstellen und unser Hadelerisches Leben und Wesen forschen und durchsuchen:  So wird man leider finden, das wir den Israeliten nichts Voraus haben, indem der größte Haufen ihnen in der Bosheit gleich ist, wo nicht in der Halsstarrigkeit übertrifft und also zu festzustellen ist:

  1. Könige 17,14 Aber sie gehorchten nicht, sondern versteiften ihren Nacken wie ihre Väter, die nicht an den Herrn, ihren Gott, glaubten.

Ich weiß, o Otterndorf, o Land Hadeln, dass „du hart bist und dein Nacken ist eine eiserne Ader und deine Stirn ist ehern.“ (Jesaja 48,4)

Man darf nur die 10 Gebote vornehmen, so wird man unter den Zuhörern ein umgekehrtes Gesetz finden und gegen 10 vorsätzlich Lasterhafte kaum einen redlichen Frommen antreffen.

Hosea 4, 1-4: 41 Höret, ihr Israeliten, (Hört ihr Hadler) des Herrn Wort! Der Herr rechtet mit denen, die im Lande wohnen; denn es gibt keine Treue, keine Liebe und keine Erkenntnis Gottes im Lande, 2 sondern Fluchen und Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen haben überhandgenommen, und eine Blutschuld kommt nach der andern. 3 Darum wird die Erde dürre stehen, und alle ihre Bewohner werden dahinwelken; auch die Tiere auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer werden weggerafft. 4 Doch soll man niemand verklagen noch zurechtweisen, denn dein Volk ist wie die, so die Priester schelten.
(Henrici nutzt die Lutherbibel 1546. Richtig übersetzt lautet der Vers: sondern allein dich, Priester, klage ich an!! THN.)

Zitat eines Vorgängers Henricis: In meinem Ort haben sie von langer Zeit her nichts anderes als ein mit Christi Blut übertünchtes Gebäude ansehen können, wodurch die Sünde nicht weggeschafft, sondern nur dem gemeinen Wahn nach immer vergeben, nicht ein neuer Mensch gezeugt, sondern nur der alte in seinem sträflichen Wesen ungestraft überbleiben, ja wohl unterhalten und gehegt werden und bei immer fortwährender Ungerechtigkeit einer zugerechneten Gerechtigkeit zu genießen haben sollen, daher auch kommt, dass unsere Tugendsamkeit bei weitem nicht an die Heidnische Moral reicht…

Wer unter unseren Christen lässt die Regel: „Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem andren zu“,  als Richtschnur seines Christentums gelten?

Das Christentum reicht nicht weiter als welches diese zum Vorteil hat, dass ihm alles durch das Kreuz und Verdienst Christi erstattet wird.

Christus selbst will seine Jünger daran erkannt haben, dass sie Liebe untereinander hätten (Joh. 13,35) Sie aber beißen sich unter einander noch fast ärger als die Hunde, tun auch nichts, was er gebot und wollen nichts desto weniger seine Jünger und Freunde sein.

Es findet sich nach Landesgewohnheit langwieriger alter Groll, Uneinigkeit, Hass und Verbitterung zwischen Land und Stadt, Bürger und Bürger, zwischen Nachbarn und Familien, zwischen Bruder und Bruder, Blutsfreunden und Anverwandten die den angeerbten Hass kontinuierlich fortsetzen bis in die Grube hinein.

Daher folgen so viele ungöttliche Schlägereien, langwierige sündliche Prozesse, die in 10, 20 und mehr Jahren, da man vom 1., 2., 3., Gericht bis an das höchste appelliert, … und was dergleichen Zeug mehr ist, ob man gleich augenscheinlich unrecht hat, damit man nur seinen Wollen (NB die Vorhaut seines Herzens) behalte, dadurch so viel Geld unnütz verschwendet, den Ihrigen und Bedürftigen entzogen ist…

Das sind unter uns die Prahlhanse, die da sagen: Sollte der und der wider mich Recht haben, habe ich das Geld und der ist ein Prahler ich will so viel hunderte und tausende daran setzen, … solange ich einen Heller im Beutel habe, er soll wissen, mit wem er zu tun hat.

Dies sind, Geliebte, wie ihr wisst, in Hadeln bekannte Sachen und die werden es endlich ruinieren, wo Gott nicht eine gnädige Änderung schafft.

Man sagt: Das Land Hadeln ist ein freies Land. Ja, aber nicht frei von Gesetzen, sonst wäre es ein anderes Sodom. O Hadeln, O Sodom, was soll ich sagen von dem viehischen Fressen und Saufen, … sowohl auf täglichen Gelagen als auf Hochzeiten, Kindtaufen, etc. … so dass ein Heide, wenn er sich zu Christus bekehren wollte und auf eine Hochzeit käme, was soll er denken, wenn er hört, dass diese sich Christi Jünger nennen.

Es sind hier mehr Gast- und Wirtshäuser als Armen- und Zuchthäuser. Was sind unsere Festtage anderes als Fress- und Sauftage?

Ich weiß wohl, dass hier wieder eingewandt wird, Land Hadeln ist ein freies Land, es lässt sich hier nichts anderes praktizieren, es würden vornehme Familien beschimpft.

Aber es ist kein Land auf Erden frei von Gesetzen, frei Böses zu tun und ungestraft sein zu wollen. Gott bewahre uns vor solcher Freiheit.

Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben? Weder die Hurer, noch die Abgöttischen, noch die Ehebrecher, noch die Weichlinge, noch die Knabenschände, noch die Diebe, noch die Geizigen, noch die Trunkenbolde, noch die Lästerer noch die Räuber werden das Reich Gottes ererben.

Sie sind unfähig des Heiligen Abendmahls, bei der Heiligen Taufe zu stehen, die Absolution zu empfangen und da unsere Hadlerische Kirchenordnung von 1526 allen Pastoren und Prädikanten ernstlich anbefohlen und auferlegt, keine notorisch groben Sünder zum Heiligen Abendmahl zu lassen bis sie durch öffentliche Kirchenbuße sich mit der geärgerten Gemeinde ausgesöhnt haben.

Wo keine Kirchenzucht ist, da werden 1. Die Gemeinde frech stolz und aufgeblasen, verachtet und verfolgt scharfe Gesetz-Prediger.2. Wird die Gemeinde fleischlich gesinnt und entschläft in ihren Sünden. 3. Mit Lästern und Sünden angesteckt und vergiftet. 4. Die gefallenen Sünder nicht zur Buße gebracht, sondern in ihrer Sicherheit gestärkt. 5. Bildet man sich ein, die Strafpredigten seien nur pro forma, damit auch grobe, notorische Sünder zum Tisch des Herrn gehen können, wie in unseren Kirchen üblich.

Niemand soll zur Buße gezwungen werden, sondern der Sünder soll durch Ermahnungen dazu angehalten werden, bis er sie selbst als sonderbare Wohltat begierig verlangt.

Was soll ich von der großen Unbarmherzigkeit der Kauf- und Ackerleute sagen, die das Korn nicht zum festgesetzten  Preis verkaufen, sondern zurückhalten. Ihr schickt die Armen in die Stadt, verschließt eure Scheunen und geht am Sonntag am Becken, wo für die Armen gesammelt wird, vorbei, als wenn ihr es nicht gehört hättet. Wie soll die Liebe Gottes bei ihnen bleiben, wenn sie ihre Brüder darben lassen.

Da sagt mancher: Was geht das die Prediger an, sie sollen Gottes Wort predigen und nicht Unruhe von der Kanzel anrichten. Ich antworte: Weil Gottes Wort gepredigt werden muss, so muss auch dieses gepredigt werden.

Solange das 7. Gebot im Katechismus steht und die Schrift sagt, dass Diebe und Räuber das Reich nicht ererben, solange muss ein Hirte predigen. Würde er zu solcher Bosheit schweigen, so müssten die Steine schreien. (Lukas 19,40)

Matthäus 3, 7-8+10:) Ihr Otterngezücht, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Seht zu, bringt rechtschaffene Frucht der Buße! 10 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum: Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

(1. Joh.3, 4-6:) Wer sagt: Ich habe ihn erkannt, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht. 5 Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind. 6 Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der soll so leben, wie er gelebt hat.

Wir stehen noch unter der Hand des göttlichen Gerichtes. Das meiste Land steht noch unter salzigem Wasser, welches Äcker und Früchte verdirbt. Wie viele Menschen sitzen noch auf dem Boden und leiden Frost, Hunger und Kummer, denen etliche nicht helfen können, etliche nicht wollen. Unsere weggespülten Deiche stellen uns täglich den Untergang vor Augen. Ein einziger Sturm kann uns leicht das Übel ärger machen.

Auf unsere eigenen Kräfte können wir uns nicht verlassen. Es fehlt an Klugheit, Frömmigkeit, Gottesfurcht, Liebe, Einigkeit und Tugend.

(Micha 7,2-4:) 2 Die frommen Leute sind weg in diesem Lande, und die Gerechten sind nicht mehr unter den Leuten. Sie lauern alle auf Blut, ein jeder jagt den andern, dass er ihn fange. 3 Ihre Hände sind geschäftig, Böses zu tun. Obere und Richter fordern Geschenke. Der Gewaltige redet nach seinem Mutwillen, und so verdrehen sie alles. 4 Der Beste unter ihnen ist wie ein Dornstrauch und der Redlichste schlimmer als eine Dornenhecke. Der Tag ist gekommen, den deine Späher geschaut haben, deine Heimsuchung ist da; dann werden sie nicht wissen, wo aus noch ein.

(Jesaja 13,12:) Ein (kluger) Mann ist kostbarer als sein Gold und ein (frommer) Mensch wertvoller als Goldstücke aus Ofir.

„So beschneidet nun die Vorhaut eurer Herzen und seid hinfort nicht halsstarrig.“ (5. Mose, 10,16)

III. Die Beschneidung derselben (S. 58)

Wie die körperliche Beschneidung das Entfernen und Wegwerfen der Vorhaut bedeutet, um den Bund eines Israeliten mit Gott zu schließen, so ist die geistliche Beschneidung ein Abtrennen und Wegwerfen des alten Menschen.

Eph. 4, 22ff: 22 Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. 23 Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn 24 und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Kol. 3, 5-10: 5 So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist. 6 Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. 7 In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet. 8 Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; 9 belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen 10 und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat.

Der sündige Mensch kann sich nicht von sich aus geistlich beschneiden, sondern nur durch die Kraft Christi, die in den Schwachen mächtig ist (2. Kor. 12)

Diese Kraft verleiht Gott:  (Jesaja 40, 29ff) Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. 30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; 31 aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Die geistliche Beschneidung ist ebenso wie die leibliche Beschneidung möglich, sonst stünde diese nicht jener zum Vorbild.

Die Bosheit abzulegen ist möglich, da sonst niemand in den Himmel kommen könnte. Wie ein Soldat kämpfen muss, wenn ein Hauptmann es anordnet, so sollen wir kämpfen, was Christus uns befiehlt. Dabei geht es um Anfang und Aufrichtigkeit.

Vollkommenheit ist durch Gottes Gnade möglich(Phil. 3,11-14:) „damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten. 12 Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin.

13 Meine Brüder und Schwestern, ich schätze mich selbst nicht so ein, dass ich’s ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, 14 und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“

Die geistliche Beschneidung ist, wie die leibliche, schmerzhaft. „Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden.“ (Gal 5,24)

Wie die fleischlich Beschnittenen Israeliten für die Heiden ein Graus waren, ist es ein gutes Zeichen, wenn die geistlich Beschnittenen von den Gottlosen nicht geliebt, sondern gehasst werden.

Wie Nikodemus (Joh. 3,4) fragen unsere heutigen Maul-Christen: Wie kann ein Mensch neu geboren (verändert) werden, wenn er alt ist?

Mose legt den Kern der geistlichen Beschneidung deutlich dar, wenn er sagt: Seid hinfort nicht halsstarrig oder verhärtet nicht eure Nacken.

Nicht mehr boshaft sein ist die beste Buße: Geh hin und sündige hinfort nicht mehr sagt Jesus der Ehebrecherin (Joh. 8,11) und dem Geheilten am See Bethesda. (Joh. 5,14)

Die Härte des Herzens ist zum einen angeboren: „Denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ (1. Mose 8,21) und zum anderen mutwilliger Verstoß gegen Gottes Gebote.

Für denjenigen, der selig werden will ist es unabdingbar, die Halsstarrigkeit abzulegen und sich unter das Joch der Liebe zu Gott und dem Nächsten unterzuordnen.

Psalm 51,5f: Ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. 6 An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan, auf dass du recht behaltest in deinen Worten und rein dastehst, wenn du richtest.

Psalm 32, 3-5: Denn da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen. 4 Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. 5 Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.

„So beschneidet nun die Vorhaut eurer Herzen und seid hinfort nicht halsstarrig.“ (5. Mose, 10,16)

Die Ermahnungen sind genügend an die Seelen ergangen. Ob sie die Vorhaut der Herzen durchdrungen haben, lässt sich erst im Nachhinein an den Früchten erkennen. Die meisten haben noch eine starke Wand und eine dicke Haut um ihr Herz gezogen, so dass die Kraft des Wortes Gottes nicht einziehen kann.

Sprüche Salomos 1, 24-28: Wenn ich aber rufe und ihr euch weigert, wenn ich meine Hand ausstrecke und niemand darauf achtet, 25 wenn ihr fahren lasst all meinen Rat und meine Zurechtweisung nicht wollt, 26 dann will ich auch lachen bei eurem Unglück und euer spotten, wenn Schrecken über euch kommt; 27 wenn Schrecken über euch kommt wie ein Sturm und euer Unglück wie ein Wetter; wenn über euch Angst und Not kommt. 28 Dann werden sie nach mir rufen, aber ich werde nicht antworten; sie werden mich suchen und nicht finden.

Einzelne Ermahnungen…

Lied: Ach Gott, vom Himmel sieh darein – 273
1 Ach Gott, vom Himmel sieh darein und lass dich des erbarmen,
wie wenig sind der Heilgen dein, verlassen sind wir Armen.
Dein Wort man lässt nicht haben wahr, der Glaub ist auch verloschen gar / bei allen Menschenkindern.

2 Sie lehren eitel falsche List, was eigen Witz erfindet;
ihr Herz nicht eines Sinnes ist in Gottes Wort gegründet;
der wählet dies, der andre das, sie trennen uns ohn alle Maß
und gleißen schön von außen.

3 Gott wolle wehren allen gar, die falschen Schein uns lehren,
dazu ihr Zung stolz offenbar spricht: »Trotz! Wer will’s uns wehren?
Wir haben Recht und Macht allein, was wir setzen, gilt allgemein;
wer ist, der uns sollt meistern?«

4 Darum spricht Gott: »Ich muss auf sein, die Armen sind verstöret;
ihr Seufzen dringt zu mir herein, ich hab ihr Klag erhöret.
Mein heilsam Wort soll auf den Plan, getrost und frisch sie greifen an
und sein die Kraft der Armen.«

Ansprache

Liebe Gemeinde, ich hoffe, es war möglich, der Zusammenfassung der Wasserpredigt zu folgen. Ich finde Sie bemerkenswert.

Erstaunlich finde ich die deutliche Aussprache, die Pastor Henrici gegenüber seinen Predigthörern gefunden hat.

Die damals wie heute in Otterndorf verbreitete Krämerseele mit Sodom und Gomorrha gleichzusetzen, ja manchmal denke ich das auch, wenn in Gesprächen mit der Samtgemeinde die Haushaltslage und der Wortlaut alter Verträge bisweilen über dem Wohl von Kindergartenkindern zu stehen scheint. Aber so deutlich, wie Pastor Henrici spreche ich dann doch nicht.

Viel Fortschritt scheint es im Miteinander in den letzten 300 Jahren auch nicht gegeben zu haben, wenn ich die Äußerung von Pastor Henrici über die verbreitete Streitsucht um Nichtigkeiten lese, dass es im Land Hadeln:

„nach Landesgewohnheit langwieriger alter Groll gibt, Uneinigkeit, Hass und Verbitterung zwischen Land und Stadt, Bürger und Bürger, zwischen Nachbarn und Familien, zwischen Bruder und Bruder, Blutsfreunden und Anverwandten die den angeerbten Hass kontinuierlich fortsetzen bis in die Grube hinein.“

Und schon vor 300 Jahren war man gleichermaßen wie heute empört darüber, wenn Pastoren ein deutliches Wort zur Lage aussprechen. Die Feststellung von Pastor Henrici könnte auch von heute stammen:

„Da sagt mancher: Was geht das die Prediger an, sie sollen Gottes Wort predigen und nicht Unruhe von der Kanzel anrichten. Ich antworte: Weil Gottes Wort gepredigt werden muss, so muss auch dieses gepredigt werden.

Solange das 7. Gebot im Katechismus steht und die Schrift sagt, dass Diebe und Räuber das Reich nicht ererben, solange muss ein Hirte predigen. Würde er zu solcher Bosheit schweigen, so müssten die Steine schreien. (Lukas 19,40)“

Die Krämerseele, die Übervorteilung der Armen durch Reiche als Ursache für eine Strafe, die Gott durch die Weihnachtsflut geschickt hat. Ganz so einfach, ganz so direkt würde es heutzutage wohl kaum jemand mehr wie Pastor Henrici vor 300 Jahren formulieren.

Inzwischen gehört auch zur Pastorenausbildung ein gerüttelt Maß an naturwissenschaftlicher und gesellschaftswissenschaftlicher Bildung.

Aber auch mit dieser Bildung und dem Erkenntnisstand 300 Jahre später muss ich sagen: Pastor Henrici ist schon auf der richtigen Spur.

Denn wir wissen das heute, dass Klimaveränderung, der Anstieg des Meeresspiegels und unser menschliches Wirtschaften miteinander zusammenhängen.

Die Geschäfte, mit der wir Natur und die Menschen in armen Ländern gleichermaßen ausbeuten, führen zu weltweiter Flüchtlingsbewegung und weltweiter Klimaveränderung.

Dass eine Umkehr nötig ist, von der Art und Weise, wie wir mit der Gottes Schöpfung und den armen Menschen umgehen, das weiß eigentlich jeder. Nur das kaum jemand praktische Konsequenzen daraus zieht.

An dieser Stelle ist der Ruf zur Umkehr von Pastor Henrici aktueller denn je. Und wenn ich davon ausgehe, dass Gott sich an die Gesetze seiner Schöpfung, die Naturgesetze hält, dann kann ich es auch so sagen, wie in der Wasserpredigt, dass Gott die Menschen dafür straft, dass sie nicht von ihrem falschen Lebenswandel umkehren.

Die Umkehr vom Eigensinn zum Gemeinsinn, in Otterndorf, in Deutschland und weltweit, kann der einzige Ausweg aus der Bedrohung durch Naturkatastrophen, wie den Sturmfluten damals wie heute sein.

Dazu gehört auch der Ruf zur Umkehr gegenüber dem Eigensinn der Hamburger Hafenwirtschaft, in dessen Folge die Elbe wohl kurz davor steht, zum 9. Mal vertieft zu werden. Das wirtschaftliche Interesse Hamburgs steht über der Deichsicherheit von uns Küstenbewohnern. Obwohl es Alternativen gäbe. Aber dann würden womöglich andere die Geschäfte machen.

Und bevor das passiert, wird mit aller Gewalt dagegen angegangen. Da wird behauptet, dass Jogger auf dem Deich die Sicherheit bedrohen und nicht die durch Elbvertiefung ständig wachsenden Wassermassen. Da werden Sachargumente vor Gericht durch formale Winkelzüge soweit eingegrenzt, dass sich der neutrale Beobachter die Frage stellt, ob die Justiz in Leipzig wirklich unabhängig ist oder im Dienst des wirtschaftlichen Eigensinns steht.

Wir leben in der Kirche gerade zwischen Bußtag und Totensonntag. Eine düstere Zeit, in der Schuld und Tod im Mittelpunkt stehen.

Wie passend für das Gedenken an Flutopfer damals wie heute. Wie passend auch für uns, darüber nachzudenken, von unserem Eigensinn umzukehren, von unserer Vorordnung des Geldes und des Geltungsbedürfnisses vor die Liebe zu unseren Nächsten.

Finstere Gedanken. Aber wir können umkehren. Wir können neu anfangen. Nach dem Totensonntag beginn mit dem 1. Advent ein neues Kirchenjahr.

Auch im neuen Kirchenjahr wird es dunkel bleiben. Auch dann wird es Opfer von Naturkatastrophen geben. Aber inmitten all der Dunkelheit feiern wir, dass Gottes Licht kommt, dass er durch seinen Sohn das Leben heller und freundlicher macht. Lasst uns daran mitarbeiten, indem wir nicht nur Weihnachten feiern, sondern tatsächlich zur Krippe umkehren und nicht gegeneinander, sondern miteinander leben. Amen.

Die Nacht ist vorgedrungen 16
1 Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.

2 Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden, verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden, wenn er dem Kinde glaubt.

  1. Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf!
    Ihr sollt das Heil dort finden, das aller Zeiten Lauf
    von Anfang an verkündet, seit eure Schuld geschah.
    Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah.

4 Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.

5 Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.

Gebet, Vater unser, Segen –

Glocke 1

  • Wir gedenken der Opfer der Weihnachtsflut vor 300 Jahren. Männer, Frauen und Kinder, die nicht nur Hab und Gut, sondern das Wertvollste, Ihr Leben, verloren haben.
  • Wir gedenken der Angehörigen, die ihr ganzes Leben lang durch den Verlust ihrer Großeltern, Eltern, Partner und Kinder in den Fluten des Weihnachtsfestes geprägt waren. Kein Weihnachtsfest war für sie danach unbeschwert von der Erinnerung an die Flutopfer in der eigenen Familie.
  • Wir gedenken der Helfer in der Weihnachtsflut, die selber ihr Leben riskiert oder gegeben haben, um Menschen zu retten.
  • (Stille, außer Glockenklang)

Glocke 2 +1

  • Wir gedenken der Flutopfer in Nepal, Indien und Bangladesch, die ihr Leben durch einen Monsum verloren haben, – Naturgewalt und Werk von uns Menschen, die den Klimawandel in Kauf nehmen.
  • Wir gedenken der Flutopfer, die ihr Hab und Gut verloren haben, denen ein Dach über dem Kopf, Essen und Trinken fehlt, und die auf unsere Hilfe warten.
  • Wir gedenken der Flutopfer, dass Sie den Mut nicht verlieren, ganz von vorne anzufangen und ihr Leben Schritt für Schritt wieder aufzubauen mit nichts als ihrer Hoffnung und unserer Hilfe.
  • (Stille, außer Glockenklang)

Glocke 3+2+1

  • Wir gedenken der Menschen, die bei uns die Natur auf das äußerste ausbeuten, um des Profites willen, heute insbesondere derjenigen, die die Fahrrinne der Elbe immer weiter verbreitern und vertiefen und dabei Hab und Gut, Leib und Leben von Menschen und Tieren riskieren.
  • Wir gedenken der Menschen, die als Richter über Recht und Gesetz, über Küstenschutz und Profit zu entscheiden haben, dass sie nicht den Gesetzen der Wirtschaft, sondern dem Leben aller Menschen dienen.
  • Wir gedenken der Menschen, die sich mit aller Kraft für den Schutz der Elbe, der Küste und des Lebens einsetzen, dass sie nicht den Mut verlieren, sondern, trotz aller Rückschläge, beharrlich ihr Ziel verfolgen.
  • (Stille, außer Glockenklang)

Vater unser im Himmel, …

Orgelnachspiel