An den Konfirmationsgottesdiensten konnten nicht alle Verwandten und Freunde der Konfirmand:innen teilnehmen. Zur Information für Interessierte und zum Nachlesen für Teilnehmende hier der Ablauf der Gottesdienste von Pastor Niehus:

Konfirmation am 12./13. Juni 2021 in der St. Severi-Kirche Otterndorf

 Einzug und Begrüßung 

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde:

Hört ihr mich? Jerusalem ist meine Heimat. Schütze mich. Begleite mich. Lass mich nicht zurück. Rette mich.So lauten die Worte zu Jerusalema, dem einen Lied, mit dem Kai Rudl uns an der Orgel begrüßt hat. Mit diesem Lied haben sich viele Menschen in der ganzen Welt durch die Pandemie getanzt und Hoffnung und Mut empfangen.

Das zweite Lied, das Kai Rud langestimmt hat, stammt aus der Generation Eurer Großeltern: „You cant always get, what you want“, von den Rolling Stones, zu Deutsch: „Du kannst nicht immer bekommen, was du willst. Du bekommst aber, was du brauchst.“

Ich finde, das sind zwei wunderbare Überschriften über Eurer Konfirmation. Die Feststellung, es läuft eben nicht immer so, wie du willst, und das Wissen, dass du dich jederzeit auf Gott verlassen kannst, der dich hört, rettet, schützt und begleitet. Dein Leben lang.

Ich begrüße Euch alle ganz herzlich zu Eurer Konfirmation. Ich begrüße die Eltern, Paten, Freunde und Verwandten, die einen Platz in unserer Kirche finden konnten. Ich grüße von ferne all diejenigen, die heute gerne dabei gewesen wären, die aber nicht kommen konnten. Bitte sagen Sie meine Grüße weiter.

Ich wünsche uns einen gesegneten Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

 

Lied: Ich lobe meinen Gott

  1. Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe. Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.

Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und Häusern, die Menschen werden singen, bis das Lied zum Himmel steigt. Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Frieden auf Erden.

2. Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle. Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede.

Refrain

3. Ich lobe meinen Gott, der meine Tränen trocknet, dass ich lache. Ich lobe meinen Gott, der meine Angst vertreibt, damit ich atme.

Refrain

Gebet Gott, wir danken dir, dass du unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden bis heute durchs Leben geführt hast. Du hast sie begleitet bei schönen Erlebnissen und in schweren Zeiten.

Wir danken dir für alle Menschen, die unseren Konfirmandinnen und Kon-firmanden dabei geholfen haben: Eltern, Paten, Verwandte, Bekannte, Freunde, Ärzte, Erzieherinnen, Lehrer und viele andere.

Und wir bitten dich für heute:

– Segne du die Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass sie auf dich vertrauen können, bei allem, was ihnen im Leben bevorsteht.

– Segne Sie, dass sie sich immer trauen, andere Menschen zu fragen, wenn sie allein nicht mehr weiterwissen.

– Segne sie, dass sie nicht abstumpfen und auch nicht verzweifeln an den Dingen im Leben, bei denen kein Mensch helfen kann. Amen.

Lesung:

Offenbarung Johannes 21. Kapitel

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! Und er sprach zu mir: Es ist geschehen.

Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.

Predigt

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, wenn Ihr nachher zum Essen Euer Glas zur Hälfte ausgetrunken habt, ist es dann halb voll oder halb leer? Eine merkwürdige Frage, denkt ihr vielleicht. Aber Eure Antwort verrät viel über Eure Einstellung zum Leben.

Wer sagt, es ist schon halbleer, der bedauert, dass es nur 50 % sind, die noch getrunken werden können, weil die Hälfte schon auf dem Weg in den Magen ist. Schade. Hätte ich doch noch mehr, dann könnte ich noch mehr genießen. Wer so antwortet, ist immer auf der Suche nach dem Meisten. Und wenn es nicht optimal läuft, dann ist das traurig. Schon halbleer. Das ist eine Einstellung, die verhindert, sich über die verbliebene Hälfte im Glas zu freuen und den Inhalt in vollen Zügen zu genießen.

Wer sagt, dass das Glas noch halbvoll ist, der freut sich auf den Genuss, der noch bevorsteht. Und der freut sich auch am vergangenen Genuss, gerade wenn das Getränk lecker war.

Die Frage, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist, können wir auch auf unsere Konfirmandenzeit und auf eure Konfirmation übertragen:

Halbleer ist das Glas für diejenigen, die sagen: Ohne Konfirmandenfahrt und so viele Gäste, wie ich will, ist die Konfirmation für mich nur eine halbe Sache.

Halbvoll ist das Glas für diejenigen, die sich daran freuen können, dass wir uns ein Jahr lang getroffen haben, auch in der Zeit, in der die Schule ausgefallen ist. Dass wir reden, lachen, Gottesdienst vorbereiten und feiern konnten. Das wir miteinander vieles gelernt haben und es auch bisweilen Spaß gemacht hat. Und dass wir heute unsere gemeinsame Zeit abschließen und Konfirmation feiern können.

Halbleer – halbvoll. Ich glaube, dass das Glas unserer Konfirmandenzeit so-gar ganz voll ist. Wir haben nur ein anderes Getränk bekommen, als wir be-stellt haben. Aber ein Getränk, das unseren Durst stillt und uns im Leben vielweiter hilft als das Getränk, das wir bestellt haben.

Davon haben wir gerade aus der Bibel gehört. Ich meine den Vers, in dem Gott sagt: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“

Corona hat nicht nur unsere Konfirmandenzeit, sondern unser ganzes Leben völlig durcheinandergebracht. Da gibt es nichts dran schönzureden, wenn wir an die Opfer denken, die Kranken und Toten oder diejenigen, die um ihren Schulabschluss oder ihr wirtschaftliches Überleben fürchten.

Aber wir haben etwas ganz Wichtiges über unser Leben lernen können, nämlich die Tatsache, dass nichts richtig planbar ist. Dass von einer Minute auf die andere es ganz anders kommen kann, als wir es uns vorstellen.

Kriege und Naturkatastrophen kennen auch die Älteren von uns fast nur aus den Medien. Der 2. Weltkrieg ist 75 Jahre und die Spanische Grippe als letzte weltweite Pandemie ist 100 Jahre vorbei. Und wir haben seither mit der Vorstellung gelebt, dass fast alles geregelt ist im Leben. Und wehe, jemand liefert uns etwas anderes als das, was wir uns gewünscht haben.

Die Generation Eurer Großeltern wusste noch etwas davon, dass das Leben ganz anders funktioniert. Die haben es noch miterlebt, als das Lied der Rol-ling Stones 1969 erschienen ist: You can ?t always get what you want. -„Du kannst nicht immer das bekommen, was du willst. Du bekommst aber das, was du brauchst.“

Seither sind über 50 Jahre vergangen, in denen die Menschen in den reichen Ländern wie Deutschland vergessen haben, dass nichts selbstverständlich ist im Leben.Wir lebten mit der Vorstellung, dass eigentlich alles auf Knopfdruck funktionieren müsste, wie eine Bestellung im Online-Shop mit 24 Stunden-Liefergarantie.Und sollte das nicht funktionieren, dann gibt es aber einen Shit-Storm, der sich gewaschen hat.

Alles im Leben hat irgendwie zu funktionieren, und wenn nicht, dann ist das ein Betriebsunfall. Dieser Glaube an das menschlich Machbare hat sich durch Corona auf radikale Weise als tragischer Irrglaube erwiesen.Das, was wir bisher für normal gehalten haben, ist nicht normal, sondern ein wunderbares Geschenk, das wir mit allem, was wir haben, dankbar genießen sollten.

Wir haben in Eurer Konfirmandenzeit miteinander gelernt, dass Gott nicht dazu da ist, unsere Wünsche zu erfüllen. Diejenigen von Euch, die mit Fridays for Future sympathisieren, die wissen, dass es lebensgefährlich wäre, wenn Gott alle unsere Wünsche erfüllen würde.

Klimakatastrophe und Artensterben hängen genauso wie die Pandemie mit unseren grenzenlosen Wünschen untrennbar zusammen. Für das, was wir heute in unserer Grenzenlosigkeit bestellen, müssen spätestens die nachfolgenden Generationen die Rechnung bezahlen.

Ganz anders ist da der Glaube an Gott, der in der Bibel sagt: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“

Ich wünsche Euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass ihr ganz viel Durst auf das Leben habt, das vor Euch liegt. Dass Ihr gespannt seid auf das, was alles so kommen wird. Und dass Ihr nichts als selbstverständlich erachtet. Gott wird nicht alle Eure Wünsche erfüllen. Aber er wird Euch das geben, was Ihr wirklich braucht für Eure Lebensreise. Sprecht ihn einfach an und betet zu ihm.

Das habt Ihr in der Konfirmandenzeit gelernt, dass dafür ganz einfache Worte die Richtigen sind. Wie in dem Lied „Jerusalema“: Schütze mich. Begleite mich. Lass mich nicht zurück. Rette mich.

Behaltet diejenigen im Blick, die auf Eure Hilfe angewiesen sind.

Bittet selber um Hilfe, wenn es nötig ist. Und denkt dran: Euer Glas des lebendigen Wassers ist immer randvoll. Gott schenkt seine Liebe zu Euch ständig nach. Kostenlos. Umsonst. Nur trinken müsst ihr schon selber.

Gott bietet es Euch an:„Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des le-bendigen Wassers umsonst.“

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft bewahre Eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Lied: Bewahre uns Gott (1-2)

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen. |: Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen : |

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden. |: Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten : |

 

Konfirmationsfrage und Glaubensbekenntnis

Das Glaubensbekenntnis

Verlesung der Urkunden

Einsegnung

Lied: Bewahre uns Gott (3-4)

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns vor allem Bösen. |: Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen : |

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns durch deinen Segen. |: Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen : |

Abkündigungen

Fürbittengebet mit Vaterunser:

Gott, wir danken dir, dass wir das Fest der Konfirmation miteinander feiern können. Du hast uns bis heute begleitetund beschützt in guten und in schweren Zeiten. Um Deinen Segen bitten wir dich für die Zeit, die vor uns liegt.

-Gott, wir bitten Dich für die Konfirmandinnen und Konfirmanden: Lass sie das spüren, dass Du mit Deinem Segen bei ihnen bist. Lass sie spüren, dass Du ihnen hilfst, wenn sie in ihrem Leben Hilfe brauchen. Lass sie spüren, dass sie nie allein sind, weil Du bei ihnen bist.

-Gott, wir bitten dich für die Eltern: Gib ihnen Deinen Segen für ihren neuen Lebensweg, der mit der Konfirmation sichtbar wird. Ihre Kinder sind keine Kinder mehr, sondern Jugendliche. Gib den Eltern Kraft. Liebe und Besonnenheit, dass die Jugendlichen die Freiheit und die Begleitung bekommen, die sie jetzt brauchen.

-Gott, wir bitten dich für die Paten, Freunde und Verwandten der Konfirmandinnen und Konfirmanden, auch für die, die heute nicht dabei sein können: Dass sie auch nach der Konfirmation mit den Jugendlichen verbunden bleiben, als Freunde und Partner, die gemeinsam den Weg durch das Leben suchen.

Gott, uns alle bewegen heute viele Gefühle und Gedanken:

Wir sind dankbar für das, was wir miteinander erlebt haben.

Wir fühlen uns schuldig für das, was wir versäumt haben.

Wir haben Hoffnungen und Befürchtungen für die Zeit, die vor uns liegt.

Alle unsere Gefühle legen wir in Deine Hand. Dort sind sie gut aufgehoben.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe. Wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung,

sondern  erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Entlassung und Segen

Auszug